fraglich, ob es eher beruhigend oder desillusionierend wirkt, wenn man bisher nur als klischee vermittelte und geglaubte zustände und verhältnisse durch eigene erfahrung vollständig bestätigt findet.
ausbeutung von (praktikanten-)arbeitskraft z.t in deren eigenem interesse (studienaufnahmevoraussetzungskriterium) findet tatsächlich statt (»du bist dann der chinese am fließband«) und man will auftraggebern in der metallverarbeitenden industrie oftmals wünschen, nichts genaueres über das zustandekommen ihrer in auftrag gegebenen und an sub-sub-sub-...-unternehmer outgesourcte produkte wissen zu wollen und je zu erfahren. vielleicht könnten sie dann aus sicherheitstechnischen oder sogar ethischen bedenken heraus nicht mehr ganz so ruhig schlafen (lese: »Die Buddenbrooks«).
immer wieder muss man sich ins gedächtnis rufen, dass man es hier mit abiturienten, also allgemein angenommen halbwegs intelligenten individuen, zu tun hat, was sich in den umgangsformen und verbalen verlautbarungen allerdings nicht offenbart, sondern sie sich vielmehr durch die 90%ige verwenudung der worte »arsch(loch«, »dreck« und »scheiße« als vielleicht nicht-mal-hauptschüler verschleiern. welcome and greet the »lumpenproletariat«!
der umgangston also rau, laut und herabsetzend, das arbeitsumfeld und die zur verfügung verstreuten gerätschaften stark mängelbehaftet und verdreckt wie die sprache (kein klopapier, keine seife).
gearbeitet wird nur, wenn der chef in der nähe ist und getürmt, sobald er verschwunden scheint.
ständige arbeistkraftfluktuation führt zu null-verantwortungsgefühl gegenüber kollegen, betrieb und arbeitsgerät, daher die maroden zustände.
virile bierbäuchige dominanz, die sich in pin-up-kalendern an schränken und wänden sowie leicht-bekleidete-frauen-räkeln-sich-auf-kühlerhauben-bildern als desktophintergrund niederschlägt.
für eine zeit kann es sehr befriedigend sein, stupide über mehrere stunden immer die gleiche tätigkeit auszuüben (fräsen, schweißen, bohren, hämmern, schleifen, schleppen, streichen, ...) und zerebral auf stand-by zu schalten. vor allem ohrstöpsel tun hier ihr übriges. man geht der welt für glückliche momente der inneren leere in äußerlicher ausgefüllter aktivität verloren.
ebenso kann es sehr heilsam und lehrreich sein, weil man sich als wohlstandsbürger derlei arbeitsplätze gar nicht mehr recht vorstellen kann. »so etwas gibt es noch?«, »da und so arbeiten tatsächlich noch menschen?«, »gibt es das nicht nur noch in indien oder china?« nein, es findet auch in schummrigen hinterhöfen ihrer nachbarschaft statt.
es kann ein großartiges gefühl sein, »mit seiner eigenen dreckshände arbeit« ein tatsächliches in der wirklichen realität materiell zum einsatz kommendes produkt herzustellen. endlich einmal das gegenteil von konsum: PRODUKTION, ERZEUGUNG, FERTIGUNG, HERSTELLUNG, SCHÖPFUNG.
fast könnte man meinen, man sei gott. aber das sind die in den biotechnologie-labors.
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