Montag, 18. April 2011

frühjahrsputz

ein leben ist schnell aufgeräumt, eingepackt und weggeschmissen.
heute kam ein transporter eines umzugsunternehmens vorgefahren. den namen auf der plane verlas ich zunächst als "zombieland", er entpuppte sich aber bei zweitem hinsehen als "bomballa". auch dachte ich, nachbarn von oben würden ausziehen, da der heavy-metall-mann mit dem irren gang gestern im hinterhof schon ein altes bettgestell zertrümmert, d.h. in splitter zertreten, hatte, was einen immensen lärm erzeugte, dass ich dachte, mein nachbar von nebenan versuche, ohne schlüssel (gewaltsam) in seine wohnung zu kommen. das türschloss und die tür selbst sehen ein bisschen so aus, als sei das schon einmal vorgekommen. auch war ich mir nicht sicher, ob mein fahrrad im hinterhof die zertrümmertaktion unbeschadet nebenstehend überleben würde, was aber glücklicherweise der fall war.
es zog aber niemand aus und ausgezogen wurde direkt auch niemand, aber ausgeräumt wurde die wohnung im erdgeschoss, wo vor einigen monaten, schon im letzten herbst/winter, der mann verstorben war, der mich immer an samson aus der sesamstraße in seiner zotteligen gemütlickeit und gutmütigkeit erinnert hatte. von seinem tod erfuhr ich nur durch ein seltsames, völlig unerwartetes klingeln der potentiellen auszieh-nachbarin von oben, die fragte, ob mir der schlüssel, den sie auf der waschmaschine im keller gefunden habe, gehöre.


die überreste des verstorbenen machten sich durch lautes klirren bemerkbar bzw. unsichtbar. sein ganzes erbe scheint aus leeren flaschen bestanden zu haben, bis mir auffiel, dass der rest geschirr gewesen sein muss. alles in blauen müllsäcken verschwunden und abtransportiert. von dem flaschenpfand hätte er sicher noch einige jahre gut leben oder schulden zurückzahlen können oder die ausräumer haben sich einen schönen abend gemacht.
nach einer stunde war alles vorbei. die drei AAA ausgeräumt: alkohol, arbeitslosigkeit, armut, aber sie wohnen immer noch im haus, in anderen leuten, im ganzen land verteilt und hier für manche unangenehm aggregiert. ich bin hier gewissermaßen fehl am platz, falsch zu gestellt und paria. selbstgewählt. aber soziale durchmischung, "qualitative aufwertung des viertels" geschieht durch meine bloße existenz keineswegs, das "quartiersmanagement"-büro war nur so eine "maßnahme" und ist nun nach einigen monaten auch ausgeräumt, vorbei, weg. kein wiedersehen.
ich fühlte mich an szenen aus "der siebte kontinent" erinnert und aus dieser erinnerung an eine weitere assoziation: die letzte szene aus antonionis "zabriskie point".

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