Montag, 18. April 2011

trennungsschmerz

sich für ein neues leben, eine neue richtung und damit gegen das alte, das davor zu entscheiden, ist, wie sich von einem geliebten zu trennen, einem langjährigen partner, mit dem man sein leben über lange zeit geteilt hat. jeder lebt mit sich, anderen und seinem leben zusammen. mit seinen interessen und seiner arbeit, den sehnsüchten, träumen und ängsten. illusionen.
man wird nie man selbst, weil man nicht weiß, was das ist, man weiß nur, wenn man jemand anderes wird, anders beschließt sein zu wollen, werden zu müssen und sich von seinem alten so-und-so-sein zu verabschieden. eine schöne metapher ist die von der schlangenhaut. ich stelle es mit sehr schön vor, sich tatsächlich und nicht nur phrasenhaft häuten zu können.
wenn man aber dann einmal, nach einer langen latenzphase, in der man an seinem entschluss - auch geheim vor sich selbst, dem eigenen präfrontalen kortex - gebrütet hat, sich abwendet und aufmacht, um sich durchs gestrüpp zu schlagen und einen neuen pfad auszutrampeln, merkt man erst, was man vermissen werden wird und was man an dem hatte, was man dann gehabt und verlassen haben wird. wie ein verwundetes reh liegt die alte haut da und schreit, wie vor der kastration oder dem bolzenschussgerät stehende ferkel, und die quiekende fieperei geht einem durch knochenmark und brustbein und schmerzt in den ohren. wie kann man dieses schutzbedürftige embryonenhafte halbgelebte stück lebenshaut zurücklassen? doch zugleich weiß man, dass man zur salzsäule erstarren und zur fossilierung verdammt sein wird, wenn man sich noch einmal umdreht, um zurückzuschauen, leichenschau und leichenfledderei an diesem geschundenen wesen zu betreiben, sich zu vergehen an der unbefleckten erinnerung, bevor man geht, sie hintergeht und weiß, was einem fortan abgehen wird. so geht man doch. zischelt und züngelt sich weiter durch die welt, spricht in fremden zungen und versucht nicht als handtasche zu enden.


manchmal erscheint es mir sehr vielversprechend, so friedfertig, mich mir als reinigungsfachkraft vorzustellen. immer wenn ich die putzfrauen - immer sind es frauen, wieso eigentlich? - sehe, die in jedem stockwerk am morgen die toiletten reinigen und schon schwitzen, in fremden zungen zueinander sprechen und bunte häute, aber alle die gleichen, angelegt haben, dann stelle ich mir vor, wie es wäre, wenn ich jeden morgen an ihrer stelle diese arbeit täte bzw. mit ihnen, eine unter ihnen wäre. es wäre ein sehr regelhaftes leben, reinlich und schlicht, ich wüsste, was mich jeden tag erwartete, wie es zu tun wäre, wann es endete. auch irgendwie meditativ. die einzige frage, die ich mir gestellt habe, und deren negative beantwortung mich doch zögern lassen würde, ist die, ob es wohl erlaubt sei, hörbücher, hörspiele oder radio bei der arbeit zu hören? über einen mp3-spieler versteht sich. die anderen arbeiterInnen und vorbeikommenden personen sollen ja durch meine persönlichen vorlieben für das auditive nicht in ihrer akustischen privatssphäre beeinträchtig werden.

eine weitere option, die mir immer wieder attraktiv erschien, ist ein job bei IKEA oder einem vergleichbaren möbelunternehmen als möbelzusammenmonteur. ich habe - anscheinend im gegensatz zu vielen anderen menschen, wie ich aus ihren spöttelnden, hämischen bemerkungen schließe, wenn man auf die sb-baupläne zu sprechen kommt - immer großes vergnügen am ab- und aufbau von möbelstücken jeder art gehabt. auch hier besticht die tätigkeit durch ihre klar-konturierte umrissenheit, was arbeitsschritte, arbeitsumfang und arbeitsszeit betrifft. auch weiß man nachher, was man am tag geschafft hat, wenn zahlreiche montierte möbel vor einem stehen. überzeugende materialität, kein virtueller, digitaler schnickschnack auf platinenspeichern oder vergilbendes zu bündeln gebundenes papier auf staubigen regalbrettern in hintersten bereichsbibliotheksecken. dies ist nicht anti-intellektualistisch oder gar technikfeindlich gemeint, es ist nur mein momentan subjektiver hang zum material. (ein unangenehmer interim-bourgeoiser zug; ein lang verborgener, durch im grundsatz anti-kapitalistische lektüre im tiefsten innern eines jeden kulturmenschen herangezogener trieb, der irgendwann ausbricht, kurze zeit mit biojoghurts und dinkelbratlingen in den eingeweiden wurzeln zu schlagen sucht und dann aufgrund mangelnden "wasser-auf-die-mühlen-der-sozialdemokratie" durch die irritierte und mehr und mehr abgestoßene umwelt kümmerlich verdorrt und wie eine alte lästig gewordene topfpflanze auf dem bürofensterbrettm, von der man nicht mehr weiß und auch gar nicht wissen will, wer sie einem einmal geschenkt und dort hingestellt haben mag, im papierkorb neben der faz - von mir aus auch sz - vom morgen landet.)

die dritte möglichkeit - den drei mögliche wege sollte es "im westlichen kulturkreis" immer geben - wäre eine anstellung als möbelpacker und umzugshelfer. wieder kommen die schon angeführten argumente zum tragen: klare aufgabe, klarer umfang, klares ergebnis. außerdem wohnt dem umziehen immer dieses epische moment des aufbruchs inne. das jungfräuliche versprechen, die vergangenheit hinter sich zu lassen, das alte leben und das alte ich, es dort zu lassen, in den hallenden hohlräumen der verlassenen bleibe und woanders "völlig neu anzufangen". jeden tag könnte ich das gefühl haben, es beginne ein neues leben, und das ohne ohrenbetäubendes geschrei und plazentaresten unter den fingernägeln.
was allen diesen okkupationen gemeinsam ist, liegt auf der hand. das leben der anderen. ein unscheinbarer, professionell legitimierter und prozessierbarer voyeurismus. die möglichkeit in fremde wohnungen, leben und menschen einzudringen, gerüche und gerüchte aufzusaugen, abbauen, aufbauen, raustragen, reintragen, durchwischen, reinemachen. und am ende wäre es so, als sei ich gar nicht da gewesen.

frühjahrsputz

ein leben ist schnell aufgeräumt, eingepackt und weggeschmissen.
heute kam ein transporter eines umzugsunternehmens vorgefahren. den namen auf der plane verlas ich zunächst als "zombieland", er entpuppte sich aber bei zweitem hinsehen als "bomballa". auch dachte ich, nachbarn von oben würden ausziehen, da der heavy-metall-mann mit dem irren gang gestern im hinterhof schon ein altes bettgestell zertrümmert, d.h. in splitter zertreten, hatte, was einen immensen lärm erzeugte, dass ich dachte, mein nachbar von nebenan versuche, ohne schlüssel (gewaltsam) in seine wohnung zu kommen. das türschloss und die tür selbst sehen ein bisschen so aus, als sei das schon einmal vorgekommen. auch war ich mir nicht sicher, ob mein fahrrad im hinterhof die zertrümmertaktion unbeschadet nebenstehend überleben würde, was aber glücklicherweise der fall war.
es zog aber niemand aus und ausgezogen wurde direkt auch niemand, aber ausgeräumt wurde die wohnung im erdgeschoss, wo vor einigen monaten, schon im letzten herbst/winter, der mann verstorben war, der mich immer an samson aus der sesamstraße in seiner zotteligen gemütlickeit und gutmütigkeit erinnert hatte. von seinem tod erfuhr ich nur durch ein seltsames, völlig unerwartetes klingeln der potentiellen auszieh-nachbarin von oben, die fragte, ob mir der schlüssel, den sie auf der waschmaschine im keller gefunden habe, gehöre.


die überreste des verstorbenen machten sich durch lautes klirren bemerkbar bzw. unsichtbar. sein ganzes erbe scheint aus leeren flaschen bestanden zu haben, bis mir auffiel, dass der rest geschirr gewesen sein muss. alles in blauen müllsäcken verschwunden und abtransportiert. von dem flaschenpfand hätte er sicher noch einige jahre gut leben oder schulden zurückzahlen können oder die ausräumer haben sich einen schönen abend gemacht.
nach einer stunde war alles vorbei. die drei AAA ausgeräumt: alkohol, arbeitslosigkeit, armut, aber sie wohnen immer noch im haus, in anderen leuten, im ganzen land verteilt und hier für manche unangenehm aggregiert. ich bin hier gewissermaßen fehl am platz, falsch zu gestellt und paria. selbstgewählt. aber soziale durchmischung, "qualitative aufwertung des viertels" geschieht durch meine bloße existenz keineswegs, das "quartiersmanagement"-büro war nur so eine "maßnahme" und ist nun nach einigen monaten auch ausgeräumt, vorbei, weg. kein wiedersehen.
ich fühlte mich an szenen aus "der siebte kontinent" erinnert und aus dieser erinnerung an eine weitere assoziation: die letzte szene aus antonionis "zabriskie point".

biutiful


es schon etwas her ist, dass ich "biutiful" gesehen habe. aber es gab nun mehrere momente, in denen ich nocheinmal daran zurückdenken musste. zum einen habe ich erst kürzlich für mich entdeckt, dass javier bardem in "no country for old men" den killer gespielt hat, und zum anderen waren meine damaligen überlegungen nach dem film ähnlich wie diejenigen zu "the dreamers".
als gutspießbürgerlicher programmkinogänger und allgemeiner kulturmensch fühlt man sich recht abgestoßen von all dem dreck, den muffigen wohnungen, fast glaubt man, irgendwelche fiesen gerüche müssten einem gleich in die feine nase entgegen wabern und der colaklebrige kinosaalboden und die filzigen nachodurchwirkten kinosessel kommen einem unangenehm zu bewusstsein. ich habe mich gefragt, wie kann man so leben? wie können diese chinesischen arbeiter in der kalten fabrikhalle auf der erde schlafen, ohne nach der ersten nacht völlig am ende zu sein? wie überleben die afrikanischen migranten in ihren slumähnlichen höhlenbehausungen rücken an rücken mit ihren nachbarn, mit all dem lärm, den gerüchen und zwischenmenschlichen spannungen?
schlagartig fällt mir auf, wie nahezu unverschämt gut es mir geht, wohlstandsverwöhnt, kriegsfrei aufgewachsen als bis auf zwei monate nachwendegeborene, umgeben von literatur, kultur, politisch interessiert, engagiert, ein luxus-engagement, weil die strukturen in den institutionen vielleicht noch bürokratisch und ungerecht sein mögen, aber nicht himmelschreiend, alles ist nur noch moderat, flau und "eigentlich ganz ok".


was mich aber mehr schockiert hat, als die bilder - "denn das weiß man ja alles schon längst" -, war, dass ich keine unbeschmutzten, völlig verbrauchten, ihrem inhalt gänzlich entleerten, ihrer existentiellen bedeutung beraubten worte finden konnte, um über den film und meine eindrücke zu sprechen. wie kann man da noch von "globalisierung", "migration", "den afrikanern", "den chinesen", "bildungsfernen schichten", "kleinkriminellem milieu" etc. etc. usw. sprechen, ohne gleich das gefühl zu haben, man habe den widerlich pelzigen vermoderten geschmack im mund, wie ihn uxbal nach seiner partynacht, drogen, zigaretten, alkohol (ist ja dasselbe), wenn er seinen sohn, den seine bipolar gestörte frau ("bipolare störung", noch so ein wort) zurückgelassen hat und allein mit ihrer tochter zu deren geburtstag in die pyrenäen gefahren ist, küsst, auf der zunge? und wie abgestoßen muss sich der kleine junge eigentlich fühlen, wenn er am frühen morgen nach einer einsamen ängstlichen nacht von seinem vater angehaucht wird? er freut sich und fühlt sich geborgen, aber mich bergen diese worte nicht, sondern sie verbergen die unfähigkeit auszudrücken, was dieser film mit seinen bildern ausdrückt. wortberge kann man darüber aufhäufen und verschüttet damit den eigenen eindruck. ich hätte mich gerne übergeben, um nur den gedanken an diese möglichen leeren worte loszuwerden, nicht weil mich die story an sich oder die leute darin so abgestoßen hätten.


besonders hat mir die kameraführung gefallen, alles sehr nah und wackelig, ein durchstolpern durch diese sehr verstrickte filmwelt ("komplex!!!", ein ausflüchtendes wort, das zu kaschieren versucht, dass man nicht genauer über etwas nachdenken will oder sich außer stande sieht, dies zu tun). das unterstreicht den eindruck der schicksalhaftigkeit, des taumels durch eine welt, die man sich nicht ausgesucht, die man nicht gemacht und die man wenige aussichtsreiche möglichkeiten zu verändern hat.
ein weiterer großartiger, wenn nicht der beste, punkt, ist der soundtrack von gustavo santaolalla. es gibt momente der stille, die deutlich hörbar werden, aber primär sind es sehr starke, krasse klangbilder und -muster, die nicht im gewöhnlichen sinne "realistisch" sind, aber sich vollkommen in die situationen einfügen bzw. deren atmosphäre und emotionale grundierung erst erzeugen. sie werden oftmals sehr laut, es sind mehr geräusche, die eine eigene innere welt entstehen lassen.
zu diesem "surrealen" element der musik passen auch die "lateinamerikanisch-phantastischen" (label, label,...) elemente und szenen des films: uxbals fähigkeit, die letzten worte der toten zu hören, seine besuche bei der "wahrsager"-frau und seine schmetterlings- oder mottenfantasien.
beeindruckend finde ich auch, die charakterführung und-zeichnung von uxbal, aber auch die der anderen figuren. alle personen wirken sehr vielschichtig und lebendig, mit geschichten und hintergrund. es gab keinen moment, in dem mir ein satz hohl, kitschig oder klischeehaft erschienen wäre. die spannung über einen so langen filmzeitraum aufrecht zu erhalten und eine so real-unübersichtliche welt zu erschaffen, hat mich sehr überzeugt und mitgenommen.
auch wenn es sicherlich viele unterschiede gibt, erschien es mir so, dass alejandro gonzález iñárritu einige wong kar-wai-filme gesehen haben müsste. vor allem habe ich mich an "happy together" erinnert gefühlt. vor allem aufgrund des chinesischen pärchens, aber auch wegen der kameratechnik und der musik.
am ende beschließt der film einen zirkel, an sich nicht sehr originell, aber die szenen werden zum teil aus einer anderen perspektive gezeigt oder durch weitere bilder ergänzt. der alte uxbal ist eigentlich der kleine junge, der junge mann ist sein großvater, den er nie lebend getroffen, sondern nur im leichenschauhaus identifiziert und das einzige mal gesehen hat.
besonders schön - schon zu anfang - finde ich die tote eule im schnee, die in meinen augen immer ein luchs sein wird.

Sonntag, 17. April 2011

The Dreamers

triples haben es mir in der letzten zeit angetan. drei fantastische schauspieler, ein toller soundtrack und einfach ein großartiger film.
es wäre schön, wenn die welt tatsächlich so wäre und es ständig um filmzitate-erraten und filme-nachstellen ginge. natürlich kommt das auch vor, in meinem leben aber viel zu selten.
meine lieblingsszene ist daher auch, wenn isabelle den federwedeltanz aus "blonde venus" nachspielt.


nachahmenswert beim nächsten parisbesuch natürlich auch die museumsszene aus "die außenseiterbande".


die faszination, die der film ausübt, ist, glaube ich, ähnlich, wie diejenige, die die studentenproteste, "68", für die drei hauptcharaktere hat. die bourgeoisie findet die revolution aufregend, weil das spießbürgerliche leben gewöhnlich wenig spannung bietet, außer heeren thesen in dicken wälzern und ein gläschen rotwein vor dem zubettgehen. krieg und gewalt versprechen das "wirkliche", das "wahre", das "natürlich" leben in voller radikalität, körperlichkeit, dekadenz, zerstörung. weil man alltäglich alltäglich lebt und sich langweilt, weil einem außer dem abenteuer nichts fehlt, ist dieses gerade so anziehend. währenddessen träumen die armen vom reichsein. den traum von der revolution muss man sich leisten können.
aber dennoch ist sie möglich, wenn sich z.b. mindestens drei spinner zusammentun und gemeinsam geld zusammenlegen, um sich eine solarzelle aufs dach schnallen zu lassen.
die konservativen sind die pessimisten und der stillstand ist vorprogrammiert.
es sollten einfach wieder mehr leute "the dreamers" schauen. "it gets better."

so glücklich war ich noch nie


ein film, auf den ich durch einen sammelband aufmerksam geworden bin, der sich mit psychischen störungen von filmcharakteren auseinandersetzt.
da mich devid striesow seit tom tykwers "drei" verfolgt - u.a. in "am montag kommen die fenster" als nebendarstellender handwerker und "mein langsames leben" als bruder der hauptfigur valerie - bin ich beim durchblättern gleich bei dem aufsatz zu "so glücklich war ich noch nie" hängen geblieben. 
in gewisserweise passt der film gut in die reihe - nach "the dreamers" und "eternal sunshine of the spotless mind" -, weil frank knöpfel auch ein träumer und ein verrückter ist. er träumt allerdings nicht von der revolution und dem wilden leben, sondern genau vom gegenteil: von reichtum, prestige, jet-set. die "antisoziale persönlichkeitsstörung", die er entwickelt, um seine träume zu verwirklichen, führt ihn nicht in eigene erinnerungswelten zurück, er dringt in andere leben und lebenswelten ein, stiehlt sich in das leben anderer leute, die so sind, wie er denkt, gerne sein zu wollen. joel und clementine glauben, durch das auslöschen ihrer erinnerungen glücklich werden zu können; frank erfindet sich neue vergangenheiten und zukünfte und geht völlig in diesen "falschen" erinnerungen und vorstellungen auf. performance-technisch ist er in diesen momenten ein anderer mensch.
ein schauspieler, der einen schauspieler spielt, weil wir alle schauspieler unserer eigenen leben sind, mit der kamera im eigenen kopf, mit der wir uns ständig selbst beobachten und regulieren und den blicken der anderen, den augen der menschen und den linsen der überwachungskameras, auf der haut, in der wir uns unwohlfühlen machen lassen. 
man darf sich bei den kopiervorgängen während des eigenen selbst-entwurfs nur nicht erwischen lassen, und nicht zu oft selbst ertappen.

Freitag, 15. April 2011

and the day goes on

eine seltsame erfahrung; sich zugleich ältlich, verwachsen, schon angebraucht zu fühlen, als habe sie schon ihr leben gelebt, mehr davon, als liege etwas hinter ihr, was noch vor ihr zu liegen schien, vor kurzem, und dennoch, es fühlte sich so grünschnabelig, schlüpfrig an, sie war ein krummes grünes holz mit eigentümlichem duft, ein geruch nach frischem gras - oder getrocknetem heu im spätsommer - mit tau bedeckt im morgengrauen, etwas scharf in der nase, abgeknickst und aufgerauht, spröde und verstrubbelt, unscharf an den rändern, aber nicht konturlos. ein hund streift durchs gras, schnüffelt an den halmen, kaut daran, würgt und spuckt das klebrige bündel aus; es knackte, als der schneckenpanzer splitterte, etwas schleimiges blieb zurück. er bleckte die zähne, ein verkrümmeltes gebiss. erdbrocken fallen heraus und der hund schüttelt sich, läuft, gewinnt land. haarbüschel bleiben ein einem zaun zurück, der einmal weidende schafe an weitläufigen ausschweifungen gehindert haben mag. den hund hindert nichts. er verschwindet hinterm horizont, wie die ockergelbe abendsonne mit ihrem roten pavianhintern, den sie der welt zum abschied entgegen reckt. der mund küsst ihn und sammelt sich für den aufstieg. wind kommt auf und die wolken raufen sich zu grau-blauen massen zusammen, eine rotte grummelnder wölfe bereit zu einem neuerlichen streifzug über das firmament.
die weißen vorhänge geraten in bewegung und der sturm fährt in ihrem kopf, lehnt sich an den holzrahmen. der wind säuselt durch ihr haar und in ihre ohrmuschel, sie träumt kurzzeitig vom meer und schaut auf den fluss. nichts ordnet sich, nicht die kiesel, nicht das schilf, auch die fische formieren sich nicht zu schwärmen. alles liegt da, einfach da, vor ihr, aber irgendwie schon angetastet und angerührt, doch zugleich auch so fettfingerfrei und fragil, dass sie kaum zu atmen wagt. doch der mechanismus, automatismus arbeitet im hintergrund, was sie beruhigt und ängstigt. was gäbe es zu tun? sie spürt das kühle feuchte gras unter ihren fußsohlen, fast ein bisschen schneidend, durch die hornhaut ihrer fingerkuppen hindurch spürt sie die halmspitzen, sie fährt sich durchs haar, lässt die erde in ihre lungenflügel einsickern.
dieser naturfetischismus stößt sie ab, doch die anziehung ist stark, daher zieht sie sich aus, häutet sich, um vielleicht neu geboren zu werden in dieser zufälligen sekunde, in der es sie überkommt. sie würde ein hemd überstreifen, wenn er eines zurückgelassen hätte, doch da ist nichts, vielleicht noch einige vereinsamte geruchsmoleküle, die sich aneinanderklammern, um nicht vom nächsten luftstoß hinaus durchs das offene fenster ausgehaucht zu werden, mit einem stillen seufzen.
die grau-wollene decke ist vom fußende des bettes auf den boden gerutscht und hat sich dort wie eine unscheinbare katze zusammengerollt. manchmal ist sie kratztig wie die stehengebliebenen bartstoppeln in seinem gesicht, wenn sie vorüber streift.
die frage ist, wann es wieder ein draußen geben wird, ein außerhalb-dessen des jetzt, in das sie verwickelt wurde. wo es ausgeht in die ungewissheit und unwissenheit der anderen und die eigene. potentiell besteht immer die möglichkeit des anrufs, denn es gibt das netzwerk, alles ist verkabelt und muss nicht verkapselt und verklausuliert bleiben. vieles drängt ins offene und viele wollen ins äußerste gehen, um an ihren stacheln nicht innerlich zu ersticken. aber da ist kein igel in ihren eingeweiden, alles ist weich dort und nicht geballt. ein gefühl des dazwischen, zwischen kommen und gehen, angekommen und im aufbruch.
ihr blick schweift über die felder, verfängt sich zwischenzeitlich in den abgetauchten kruden ästen der weidenbäume, in denen ein paar vögel hocken, gucken und schweigen, ihr gefieder putzen und beizeiten plustern. manchmal löst sich eine feder und legt sich als leichter flaum neben den weißen pollen aufs wasser und schaukelt langsam davon.
sie hat kein bild von seinem fortgehen oder von ihm, es sind viele, die kommen und gehen, nicht aus dem nichts auftauchen, sondern aus den räumen und stukturen, in die sie eingebettet ist. wenn sie die tür öffnet oder in die tastatur tippt und lauscht, sieht sie ihn dort sitzen, oder meint, ihn dort zu treffen, wo aber fremde stehen und alles ist entfernt und dringt nur dumpf zu ihr herein, weil ein geräuschteppich sie umfangen macht und wattewolkig wiegt es sie durch den tag. manchmal ein freudentaumel und sie grinst blöd und muss lachen über ihre eigene hysterie, die launisch sich verkehrt in ihr gegenteil und ihre augen immer spiegel glasig schimmern lässt. sie wischt die gedanken ab und benetzt ihre wangen und stirn mit etwas wasser. gurgelnd verschwindet es im rohr und nimmt die schwermut des augenblicks mit.

Donnerstag, 14. April 2011

wondering why i don't feel the urge to comment on something at the moment. doesn't seem to be something interesting outthere. ai wei wei, of course. but it's always the same. we know who and where the evil people are.
everybody's going green at the moment. think this is a good idea. everybody thinks, so why should i tell them again.
only thing that really struck and shocked my was some short radio documentary about the guerilla war going on in libya. i am very happy we didn't join the battle. i don't care about what "our" big bodies in europe or over the big pond say. they have they're own problems anyway. sarkozy will be occupied with arresting burkha wearing women and obama with digging out some money somewhere. maybe he should go west and search for some gold. but heard that even in california, arnie has no nugget left. too bad.

Fake-Tortilla mit Gemüsefüllung Pseudo-Mexican Style























almost forgot to take a picture before finishing this delicious dish.
so it's only the last bit of it you can see here.

Gemüse-Resterampen-Mix


















does not look very tasty, but was. just the vegetables i found in my fridge,
mixed together in a frying pan.

Samstag, 2. April 2011

Russischer Zupfkuchen Wiesbaden Style: OnePiece

Dinkel-Cheese-Burger

Russischer Zupfkuchen Wiesbaden Style

Feldsalat mit Birne, Nüssen und Parmesan dazu Pilzgeschnetzeltes

Gefüllte Champignons

Ratatouille mit Dinkelbratling Italian Style

Vanilleeis mit Mango und Schokoraspeln

Kichererbsensalat Greek Style

Gemüse-Nudel-Auflauf


Buchweizensoba mit Spinat, Tofu und Sesam